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Planung und Pflege bei Querschnitt­lähmung

Inhaltsverzeichnis


    Du hast aufgrund einer Erkrankung oder nach einem Unfall die Diagnose „Querschnittlähmung“ erhalten? Dann wird sich Dein Leben in nahezu allen Bereichen verändern. Mit einer solchen Diagnose gehen zahlreiche Herausforderungen und Probleme einher und je größer Deine körperlichen Einschränkungen sind, desto intensiver musst Du Dich mit dem Thema Pflege bei Querschnittlähmung beschäftigen.

    Wissenswertes und Tipps zur Pflege bei Querschnittlähmung

    Wissenswertes und Tipps zur Pflege bei Querschnittlähmung

    In Deutschland gibt es etwa 140.000 Menschen mit einer Querschnittlähmung, jedes Jahr kommen circa 2.300 Betroffene dazu. Bei 61 Prozent aller Querschnittlähmungen handelt es sich um Paraplegien, die restlichen 31 Prozent werden als Tetraplegien diagnostiziert. Je stärker die Lähmungserscheinungen und Beeinträchtigungen sind, desto höher muss in der Regel der Pflegeaufwand beziehungsweise die zu beantragende Pflegestufe sein, damit Du den Alltag mit all seinen Herausforderungen, vom Toilettengang bis zu Außerhausterminen, bewältigst.

    Was ist eine Querschnittlähmung?

    Eine Querschnittlähmung wird von der Medizin definiert als Verletzung des Rückenmarks beziehungsweise der darin verlaufenden Nervenstränge. Dadurch können sie weniger oder gar keine Reize mehr weiterleiten. Von einer Querschnittlähmung kann prinzipiell jede Stelle der Wirbelsäule betroffen sein. Abhängig von der Höhe der Schädigung treten teilweise oder vollständige Lähmungen in den Extremitäten sowie andere Funktionseinschränkungen auf. Bisher gibt es keine Therapie, durch die sich Querschnittlähmungen und die durch sie möglichen Symptome rückgängig machen lassen.

    Welche Arten von Lähmungen gibt es?

    Bei einer Querschnittlähmung kann man zunächst unterscheiden zwischen einer Paraplegie und einer Tetraplegie. Wurde bei Dir eine Paraplegie diagnostiziert, heißt dies, dass zwei parallele Extremitäten, meistens die Beine, vollständig gelähmt sind. Bei einer Tetraplegie sind dagegen alle vier Extremitäten, also beide Arme und Beine, von der Lähmung betroffen. Bei einer Querschnittslähmung ist also vor allem die Position, an der die Rückenmarksschädigung (Läsion) auftritt, entscheidend für die Art und den Umfang der Lähmung:

    Paraplegie Infografik

    Bei einer Paraplegie befindet sich die Läsion im Bereich der Brustwirbelsäule (Th1 bis Th12) oder Lendenwirbelsäule (L1 bis L4).

    Bei einer Verletzung auf Höhe der Halswirbelsäule (C1 bis C8) führt eine Unterbrechung der Nervenfasern zu einer Tetraplegie.

    Es lassen sich vier verschiedene Arten von Querschnittlähmung mit jeweils unterschiedlichen physischen Auswirkungen (vollständige oder inkomplette Lähmung) voneinander unterscheiden:

    • vollständige Querschnittlähmung aller Extremitäten (Tetraplegie)
    • vollständige Querschnittlähmung der unteren Extremitäten (Paraplegie)
    • inkomplette Querschnittlähmung aller Extremitäten (Tetraparese)
    • inkomplette Querschnittlähmung der unteren Extremitäten (Paraparese)

    Was sind Ursachen einer Querschnittlähmung?

    Ursache für die Lähmung bei der Tetraplegie (auch als Quadriplegie bezeichnet) ist die Zerstörung von Nervenzellen oder aber die Unterbrechung von Nervenfasern. Die Tetraplegie ist häufig die Folge einer Halswirbelsäulenverletzung aufgrund eines Unfalls und eines daraus resultierenden Traumas. Ursachen für Rückenmarksverletzungen sind Unfälle im Straßenverkehr oder beim Sport. Es gibt aber auch Ursachen, die nicht unfall-, sondern krankheitsbedingt sind. So können Tumore, Erb- beziehungsweise Infektionskrankheiten oder Entzündungen zu einer Schädigung des Rückenmarks führen. Eine Tetraplegie kann auch idiopathisch sein. Das bedeutet, dass die Erkrankung entsteht, ohne dass eine Ursache gefunden wird.

    Was kann die Pflege bei einer Querschnittlähmung tun?

    Was die Pflege bei Querschnittlähmung leisten kann oder muss, das ist vor allem davon abhängig, wie hoch der Querschnitt liegt. Prinzipiell steigt der pflegerische Bedarf, je weiter oben sich die Rückenmarksverletzung befindet. Eine gute Pflege schaut hauptsächlich auf die Körpertemperatur und die Mobilisation, zudem wirkt sie Funktionsstörungen von Blase und Darm entgegen, mit denen fast jede querschnittgelähmte Person konfrontiert ist. Ein wichtiges Ziel der Pflege ist es, Betroffene darin zu unterstützen, mit der neuen Situation zurechtzukommen und möglichst viele der täglichen Herausforderungen selbst zu bewältigen.

    Oft zieht eine Querschnittlähmung auch Spastiken oder Muskelkrämpfe an den Gliedmaßen nach sich. Sie werden von den Patienten nicht nur als besonders unangenehm empfunden, sondern wirken sich oft auch negativ auf die psychische Situation aus. Um die Folgen der Immobilität aufgrund der kompletten Lähmung möglichst gering zu halten, braucht es von der Pflegekraft regelmäßig durchgeführte Prophylaxen, beispielsweise bei den Themen Dekubitus, Pneumonie, Thrombose, Muskelkontraktur sowie Zystitis.

    Voraussetzungen bei der Pflege von Menschen mit Querschnittlähmung

    Die Erkrankten sind in einer Ausnahmesituation, weshalb die Pflegekraft über ein hohes Maß an Kommunikationsstärke, Empathie, Einfühlungsvermögen, Verständnis und Geduld verfügen muss. Damit Dir überhaupt eine Pflegekraft zur Verfügung steht, musst Du zunächst bei der Pflegeversicherung einen Pflegegrad beantragen.

    Herausforderungen bei der Pflege bei Querschnittlähmung

    Bei der Diagnose Querschnittlähmung stehst Du als Betroffener vor großen Herausforderungen, wenn es um eine adäquate Pflege geht. Die physischen Einschränkungen, die Notwendigkeit eines Rollstuhls, die oft langwierige Rehabilitation sowie die damit verbundenen psychischen Belastungen können nicht nur zu Problemen in der Kommunikation, sondern auch zu Schwierigkeiten bei der rein physischen Pflege führen.

    Welche Pflegeprobleme gibt es bei einer Querschnittlähmung?

    Ein weit verbreitetes Pflegeproblem bei Querschnittlähmung sind beispielsweise Kontrakturen, also Bewegungs- und Funktionseinschränkungen der Gelenke. Auch die Nahrungsaufnahme kann durch Schluckstörungen problematisch sein. Bei Querschnittgelähmten fällt manchmal die sogenannte vegetative Steuerung aus, wodurch es nicht mehr möglich ist, die Körpertemperatur zu steuern. Je höher die Lähmung liegt, desto stärker kann die Atmungsfähigkeit beeinträchtigt sein. Eine Folge kann darin bestehen, dass die betroffene Person Sekret nicht abhusten kann.

    Welche Prophylaxen gibt es bei einer Querschnittlähmung?

    Um Kontrakturen entgegenzuwirken, ist tägliches Bewegungstraining notwendig, bei dem aber Vorsicht oberstes Gebot ist. Denn aufgrund des reduzierten Schmerzempfindens können unbemerkt Bewegungsgrenzen überschritten werden. Als vorbeugende Maßnahme bei Schluckstörungen ist es sinnvoll, wenn die Pflegekraft regelmäßig Husten- und Schluckreflex des Pflegebedürftigen testet. Zur Kontrolle der Körpertemperatur ist regelmäßiges Fiebermessen, Vermeidung direkter Sonne, die Verwendung passender Kleidung oder der Einsatz eines Ventilators sinnvoll.

    Im Fall von Atembeschwerden sollten Pflegekräfte bei ihren Patienten regelmäßig das überschüssige Sekret absaugen. Außerdem ist das Umlagern wichtig, wobei die Beine so zu positionieren sind, dass die venöse Blutzirkulation gewährleistet ist. Kompressionsstrümpfe beugen Thrombosen vor.

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    Querschnittlähmung Prophylaxe mit Sport

    Pflegegrad bei Querschnittlähmung

    Früher gab es drei Pflegestufen, die man, abhängig vom Umfang der Beeinträchtigungen, beantragen konnte. Durch eine Reform wurden diese Stufen 2017 schließlich durch fünf Pflegegrade ersetzt. Sie werden in Abhängigkeit zur noch beziehungsweise nicht mehr vorhandenen Selbstständigkeit der betroffenen Person vergeben.

    Kriterien für die Ermittlung beim Pflegegrad

    Zur Bewertung dieser Selbstständigkeit, die Bestandteil des Pflegegutachtens ist, wird ein Katalog verwendet, der sechs Kriterien umfasst:

    1. Mobilität des Antragstellers
    2. Kognitive sowie kommunikative Fähigkeiten
    3. Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
    4. Selbstversorgungsfähigkeiten
    5. Bewältigung krankheits- und therapiebedingter Herausforderungen sowie selbstständiger Umgang mit ihnen
    6. Gestaltung des täglichen Lebens sowie soziale Kontakte

    Ein unabhängiger Pflegegutachter vergibt in jeder der genannten Kategorien Punkte. Durch ihre Addition ergibt sich am Schluss die Gesamtpunktzahl. Um den niedrigsten Pflegegrad 1 zu erhalten, brauchst Du mindestens 12,5 von möglichen 100 Punkten. Für den höchsten Pflegegrad 5 benötigst Du 90 oder mehr Punkte.

    Wann erhalten Menschen mit Querschnittlähmung einen Pflegegrad?

    Damit Dir bei einer Querschnittlähmung ein Pflegegrad sowie entsprechende Leistungen bewilligt werden, muss die Pflegeversicherung ermitteln, wie sehr Du in Deiner Selbstständigkeit eingeschränkt bist. Entscheidend für den Erhalt eines Pflegegrades aufgrund einer Querschnittlähmung ist der Grad, in dem Deine Selbstständigkeit eingeschränkt ist. Da Dich eine hochgradige Lähmung in Deiner Handlungsfähigkeit stark einschränkt, wird Dir aufgrund dieser Erkrankung und den damit einhergehenden Symptomen in der Regel ein Pflegegrad zugeteilt.

    Ein wesentlicher Faktor ist, ob Du noch laufen kannst oder einen Rollstuhl brauchst, wodurch eine signifikante Einschränkung Deiner Mobilität vorliegt. Zudem wird ermittelt, in welchem Umfang Du den Alltag trotz der Lähmung noch selbstständig meistern kannst.

    Zur Klärung dieser Fragen wurde das sogenannte „Neue Begutachtungs-Assessment“ entwickelt, in dessen Rahmen der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) sich vor Ort ein Bild macht und dann entscheidet, ob Deine Situation einen Pflegegrad rechtfertigt.

    Leistungen & Zuschüsse bei Querschnittlähmung

    Bist Du von einer Querschnittlähmung betroffen und hast einen Pflegegrad erhalten, stehen Dir verschiedene Leistungen und Zuschüsse zu, die Du jederzeit und relativ unkompliziert beantragen kannst.

    Welche Unterstützung gibt es je nach Pflegegrad?

    Es muss unterscheiden werden zwischen Sach- und Geldleistungen. In den fünf Pflegegraden erhalten pflegende Angehörige von Betroffenen 2024 ein monatliches Pflegegeld in folgender Höhe (Tagespflege beziehungsweise Tages- und Nachtpflege):

    Pflegegrad 1:
    kein Anspruch/keine Pflegeleistungen

    Pflegegrad 2:
    332 Euro/689 Euro

    Pflegegrad 3:
    573 Euro/1.298 Euro

    Pflegegrad 4:
    765 Euro/1.612 Euro

    Pflegegrad 5:
    947 Euro/1.995 Euro

    Wird die Pflege durch einen ambulanten Pflegedienst ausgeführt, erhalten Angehörige nur Pflegesachleistungen in Form von Hilfe für Körperhygiene, Ernährung und Mobilität. Für bauliche Maßnahmen in der Wohnung werden bei jedem Pflegegrad 4.000 Euro bewilligt. Mehr Informationen zum Thema Pflegegrad findest du hier.

    Pflegegrad bei Querschnittlähmung beantragen

    Um diesen Prozess in Gang zu setzen, genügt ein formloser Antrag auf Erteilung eines Pflegegrades. Diesen solltest Du als betroffene Person immer selbst stellen; die Pflegeversicherung teilt ihn individuell zu. Hier findest Du weiterführende Hinweise zum Antrag bei Pflegekassen.

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    Pflegehilfsmittel für Querschnittlähmung beantragen

    Als betroffene Person kannst Du Pflegehilfsmittel beantragen. Das funktioniert ohne Rezept, allerdings ist eine ärztliche Verordnung sinnvoll, weil so die entstehenden Kosten abgesichert sind. Neben dem Arzt kann auch eine Pflegefachkraft die notwendigen Pflegehilfsmittel empfehlen. Eine Empfehlung muss in Schriftform vorliegen und darf zum Zeitpunkt der Antragstellung höchstens zwei Wochen alt sein. Der Antrag muss den Namen, das Geburtsdatum und die Versicherungsnummer des Pflegebedürftigen enthalten. Zudem sollte die Art der benötigten Pflegehilfsmittel ersichtlich sein.

    Wer bezahlt die Pflegehilfsmittel bei Querschnittlähmung?

    Die Kosten für Sachleistungen sowie Geldleistungen für Pflegehilfsmittel trägt die jeweils zuständige Pflegkasse der Krankenversicherung. Werden Geldleistungen genehmigt, dienen sie zur Anschaffung von Pflegematerialien. Als Pflegehilfsmittel gelten zum Beispiel Handschuhe, Betteinlagen, Schutzbezüge, Desinfektionsmittel, Spritzen, Verbandsmaterial, Tücher oder Pflaster.

    Wie und wo beantrage ich Pflegehilfsmittel?

    Den Antrag auf Pflegehilfsmittel musst Du bei der Pflegekasse Deiner Krankenkasse stellen. Weitere Hinweise zum Antrag auf Pflegehilfsmittel findest Du hier.

    Fazit

    Kompetente Pflege ermöglicht Dir trotz Querschnittlähmung eine hohe Lebensqualität.

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    Pflegegrad 4 – Alles Wichtige auf einen Blick

    Navigation der Pflegegrad 4 – Alles Wichtige auf einen Blick

      Was ist Pflegegrad 4?

      Der Pflegegrad 4 ist eine von fünf Einstufungen, die seit 2017 als sogenannte Pflegegrade die Pflegebedürftigkeit von Menschen mit Pflegebedarf und damit verbundene Leistungen darlegt. Die Einstufung erfolgt nach einem Gutachten durch die Pflegekasse, um mit angepassten Leistungen und Hilfestellungen die Pflege im Alltag zu erleichtern. Wir informieren Sie über alle wichtigen Aspekte rund um den Pflegegrad 4.

      Wie wird Pflegegrad 4 definiert?

      Bis 2017 wurde der Pflegebedarf nach täglicher Pflegezeit berechnet und in den Pflegestufen 1 bis 3 eingeteilt. Seit der Umstellung auf die Pflegegrade 1 bis 5 wird der Pflegebedarf nach § 15 SGB XI (§ 15 Elftes Sozialgesetzbuch) über die Analyse des Allgemeinzustandes des pflegebedürftigen Menschen mittels der Einschränkung des Betroffenen im Alltag zugeteilt. Bei Pflegegrad 4 liegen seit oder voraussichtlich für mindestens sechs Monate schwerste Beeinträchtigungen im Alltag vor, welche die Fähigkeiten und / oder die Selbständigkeit der Person beeinträchtigen.

      Wann erhält man Pflegestufe 4?

      Die Pflegestufe 4 wird auf Antrag an die Pflegekasse zur Einstufung in einen Pflegegrad gewährt, wenn das für die Prüfung notwendige Gutachten entsprechenden Bedarf aufweist. Das Gutachten beruht auf der Kombination von sechs Modulen, welche die unterschiedlichen Alltagsbereiche der pflegebedürftigen Person durchleuchtet. Zeigt das aus den Ergebnissen resultierende Gutachten einen Pflegebedarf durch “schwerste Beeinträchtigung der Selbständigkeit”, kann die Pflegekasse die Einstufung in Pflegestufe 4 zuweisen.

      Welche Vorteile erhält man durch den Pflegegrad 4?

      Durch die Zuweisung von Pflegegrad 4 durch die Pflegekasse entstehen unterschiedliche Ansprüche auf Leistungen, die als Barauszahlungen oder Kostenerstattung für den Bedarf des pflegebedürftigen Menschen eingesetzt werden.

      Hierzu zählen neben den Kosten für Materialien und Hilfsmitteln auch die Kosten für professionelle Unterstützung durch Pflegekräfte oder die Unterbringung in einem Alten- bzw. Pflegeheim. Die Höhe der Kostenübernahme und Zahlungen richtet sich nach der Höhe der Pflegegradeinstufung und können je nach Pflegegrad variieren oder gleichbleibend sein.

      Pflegegrad 4

      Abgrenzung von Pflegegrad 4 zu 3 & 5

      Die Pflegegrade 3 und 5 werden durch die Pflegekasse bei einer Gesamtpunktezahl von 45,5 bis unter 70 beziehungsweise von 90 bis 100 Punkten zugeteilt.

      Die Abgrenzung in der Definition liegt bei Pflegegrad 3 in der “starken Beeinträchtigung der Selbständigkeit”, bei Pflegegrad 5 in der “höchsten Beeinträchtigung der Selbständigkeit”.

      Was verändert sich bei der Hochstufung von Pflegegrad 3 auf 4?

      Durch die Hochstufung von Pflegegrad 3 auf Pflegegrad 4 erhöht sich in verschiedenen Bereichen der Leistungsanspruch, da die Pflegebedürftigkeit in Pflegegrad 4 als höher angesehen wird. Somit erhöhen sich die Leistungen in Bezug auf

      Pflegegeld von 572 Euro / Monat
      auf 764 Euro pro Monat

      Pflegesachleistungen von 1.431 Euro / Monat
      auf 1.778 Euro / Monat

      Tages- und Nachtpflege von 1.298 Euro / Monat
      auf 1.612 Euro / Monat

      vollstationäre Pflege von 1.262 Euro / Monat
      auf 1.775 Euro / Monat

      Wie unterscheidet sich der Pflegegrad 4 von der Pflegestufe 5?

      Die Einstufung in Pflegegrad 5 weist einen höheren Pflegebedarf auf als bei Pflegegrad 4. Die Leistungen liegen somit bei Pflegegrad 4 niedriger als bei Pflegegrad 5, der als Höchsteinstufung auch den höchsten Leistungsanspruch für die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen mitbringt. Bei einer Höherstufung auf Pflegegrad 5 würden sich die Leistungsansprüche wie folgt erhöhen:

      Pflegegeld von 764 Euro pro Monat
      auf 946 Euro pro Monat

      Pflegesachleistungen 1.778 Euro / Monat
      auf 2.200 Euro pro Monat

      Tages- und Nachtpflege 1.612 Euro / Monat
      auf 1.995 Euro pro Monat

      Vollstationäre Pflege 1.775 Euro / Monat
      auf 2.005 Euro pro Monat

      Voraussetzungen für Pflegegrad 4

      Um einen Pflegegrad 4 für eine zu pflegende Person zu erhalten und die daraus resultierenden Leistungen zu beanspruchen, ist ein Antrag auf eine Pflegegrad-Einstufung oder ein Antrag auf Höherstufung bei einem bereits vorliegenden Pflegegrad bei der Pflegekasse zu stellen.

      Bei der Prüfung des Bedarfs wird unter anderem über einen Besuch von Mitarbeitern des Medizinischen Dienstes ein Gutachten erstellt, welches mit einem Kriterienkatalog unterschiedliche Lebensbereiche prüft und bis zu 100 Punkte zuteilt. Das Gutachten wird von Mitarbeitern des Medizinischen Dienstes der Kranken- und Pflegekassen erstellt. Der Kriterienkatalog hinterfragt dabei die Fähigkeit zur

      • Selbstversorgung (fließt zu 40 Prozent in die Gesamtberechnung ein),
      • Kognitive Fähigkeiten und Kommunikation (15 Prozent),
      • Mobilität (10 Prozent),
      • Alltagsgestaltung und Sozialkontakte (15 Prozent) sowie die
      • Bewältigung und der Umgang mit krankheits- und therapiebedingten Anforderungen (20 Prozent).
        Insgesamt können in den unterschiedlichen Bereichen bis zu 100 Punkte ereicht werden. Liegt die Endpunktzahl der Prüfung zwischen 70 und 90 Punkten, wird der pflegebedürftige Mensch in den Pflegegrad 4 eingestuft.
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      Leistungen bei Pflegegrad 4

      Mit der Zuteilung von Pflegegrad 4 haben pflegebedürftige Menschen Anspruch auf zahlreiche Leistungen durch die Pflegekasse. Teilweise werden die Leistungen als Geldleistungen ausgezahlt, teilweise in Form von Zuschüssen oder in einer Kombination aus Geld- und Pflegesachleistungen zur Auszahlung gebracht.

      Wie viel Geld bekommt man bei Pflegegrad 4?

      Zu den Geldleistungen und Zuschüssen bei Pflegegrad 4 zählen

      1. Pflegegeld in Höhe von 764 Euro / Monat bei Pflege durch Angehörige
      2. Pflegesachleistungen von bis zu 1.778 Euro / Monat (Unterstützung durch Pflegedienst)
      3. Zuschuss zu Tages- und Nachtpflege (teilstationär) 1.693 Euro / Monat
      4. Zuschuss zu vollstationärer Pflege 1.776 Euro / Monat zzgl. Leistungszuschlag

      Pflegegeld und Pflegesachleistungen bei Pflegegrad 4

      Das Pflegegeld kann beantragt werden, wenn die häusliche Pflege durch pflegende Angehörige übernommen wird. Pflegesachleistungen gelten hingegen als alle Leistungen, die durch einen Pflegedienst im häuslichen Umfeld angenommen werden. Die Zuschüsse und Ansprüche bei Pflegegrad 4 unterscheiden sich zudem bei der häuslichen und der stationären Pflege. In der häuslichen Pflege können unterschiedliche Regelungen beantragt werden, um die Leistungsansprüche individuell passend geltend zu machen.

      Kombination von Geld- und Sachleistungen bei Pflegegrad 4

      Werden Pflegesachleistungen bei Pflegegrad 4 in Höhe von bis zu 1.778 Euro im Monat nicht vollumfänglich in Anspruch genommen, kann die Differenz zwischen den entstandenen Kosten und dem Anspruchsbetrag auch als Ergänzung zum Pflegegeld ausgezahlt werden, um die Kosten weiterführende Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person zu decken.

      Kurzzeitpflege bei Pflegegrad 4

      Als Kurzzeitpflege wird die kurzzeitige Pflege von pflegebedürftigen Personen in einer Einrichtung bezeichnet. Die Pflegekasse bezuschusst bei Pflegegrad 4 die Kosten für bis zu 8 Wochen im Jahr, höchstens jedoch bis zu 1.774 Euro jährlich.

      Verhinderungspflege bei Pflegegrad 4

      Die Verhinderungspflege wird durch die Pflegekasse mit bis zu 806 Euro im Jahr für maximal 6 Wochen bezuschusst. Hierdurch sollen pflegende Angehörige entlastet werden, welche im häuslichen Umfeld pflegen, jedoch selbst durch Krankheit, Urlaub oder andere Gründe verhindert sind.

      Kombination von Kurzzeit- & Verhinderungspflege bei Pflegegrad 4

      Wenn individuelle Erfordernisse es nötig machen, können die Zuschüsse für Kurzzeit- und Verhinderungspflege auch kombiniert in Anspruch genommen werden. Die Pflegekasse übernimmt bis zu 3.386 Euro für die Kurzzeitpflege, wenn die 1.612 Euro im Jahr für die Verhinderungspflege nicht in Anspruch genommen wurden. Sollen Mittel aus der Kurzzeitpflege für die Verhinderungspflege eingesetzt werden, können Kostenübernahmen von bis zu 806 Euro "verschoben" werden, wodurch für die Verhinderungspflege in diesem Fall bis zu 2.418 Euro in Anspruch genommen werden können. Die Kombination und die Verwendung von Zuschüssen für von einer Pflegeart in die andere müssen individuell beantragt werden.

      Tages- & Nachtpflege bei Pflegegrad 4

      Für die Tags- & Nachtpflege stehen bei Pflegegrad 4 bis zu 1.612 Euro pro Monat als Leistungen zur Verfügung, um als ambulante Pflegesachleistung, Pflegegeld oder Kombinationsleistung in Anspruch genommen zu werden. Hierdurch soll die gute Betreuung im häuslichen Umfeld individuell und nach Bedarf unterstützt werden.

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      Weitere Leistungen bei häuslicher Pflege für Pflegegrad 4

      Werden Menschen mit Pflegegrad 4 im häuslichen Umfeld gepflegt, stehen neben den bereits genannten Leistungen weiterführende Zuschüsse und Hilfsleistungen zur Verfügung. Hierzu zählen nach individuellen Ansprüchen unter anderem

      1. die Kostenübernahme für Pflegekurse
      2. die Kostenübernahme für eine Haushaltshilfe
      3. Zuschüsse für die Wohnraumanpassung mit bis zu 4.000 Euro je Maßnahme
      4. Zuschüsse in Höhe von bis zu 25 Euro für Digitale Pflegeanwendungen (DiPA)

      Darüber hinaus bietet die Pflegekasse für pflegende Angehörige einen Entlastungsbeitrag in Höhe von 125 Euro / Monat sowie die Möglichkeit der Beantragung von Lohnersatzleistungen, wenn für die Pflege von Angehörigen die eigene Berufstätigkeit reduziert werden muss.

      Leistungen bei stationärer und teilstationärer Pflege für Pflegegrad 4

      Ist eine teilstationäre Pflege nötig, erhalten Pflegebedürftige mit Pflegegrad 4 bis einen Zuschuss von bis zu 1.693 Euro / Monat sowie bei stationärer Pflege einen Zuschuss von 1.776 Euro / Monat zzgl. einem Leistungszuschlag in Höhe von

      15% des Pflegekosten-Eigenanteils innerhalb dem ersten Jahr

      30% des Pflegekosten-Eigenanteils, bei mehr als 12 Monate in einer Einrichtung,

      50% des Pflegekosten-Eigenanteils, bei mehr als 12 Monate in einer Einrichtung

      75% des Pflegekosten-Eigenanteils, bei mehr als 12 Monate in einer Einrichtung

      Zudem werden nach (§ 39e SGB V) die Kosten für eine bis zu zehn Tage andauernde Übergangspflege gezahlt, wenn eine erhöhte Krankenpflege unmittelbar im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt nötig ist.

      Pflegehilfsmittel für Pflegestufe 4

      Allen pflegebedürftigen Menschen ab einer Zuteilung von Pflegegrad 1 steht eine monatliche Pauschale für Pflegehilfsmittel zum Verbrauch zu. Die oft als Pflegehilfsmittel-Paket bezeichnete Leistung wird mit monatlich 40 Euro bezuschusst und wird auf Antrag von der Pflegekasse übernommen. Die Zusammenstellung kann nach dem individuellen Bedarf somit auch bei Pflegegrad 4 erfolgen. Bestellen Sie Ihr Pflegehilfsmittelpaket direkt auf unserer Seite.

      Wann sollte der Pflegegrad hochgestuft werden?

      Erhöht sich der Pflegebedarf einer pflegebedürftigen Person nachhaltig und dauerhaft, ist ein Antrag auf Hochstufung zumeist sinnvoll. Ein Pflegetagebuch mit ausführlicher Dokumentation ist hilfreich, um bei der erneuten Prüfung durch die Gutachter des Medizinischen Dienstes stichhaltige Argumente darlegen zu können.

      Kann man Widerspruch gegen Pflegegrad 4 einlegen?

      Gegen jede Pflegegrad-Einstufung kann innerhalb von einem Monat nach Zugang des Bescheides der Pflegekasse Widerspruch eingelegt werden. Der Widerspruch bedarf einer stichhaltigen Begründung, die bei Bedarf jedoch auch nachgereicht werden kann. Die Begründung kann sich auf formale Fehler im Bescheid, aber auch auf inhaltliche Fehler im Gutachten und der Bewertung bezogen werden. Lesen Sie hierzu auch unseren Beitrag zum Widerspruch gegen die Pflegegrad-Einstufung.

      Pflegekurse & Beratung für Angehörige und Pflegebedürftige

      Pflegekurse und Beratungsleistungen für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige stehen allen zu, die einen Pflegegrad zugesprochen bekommen haben. Die Kosten für Beratungen und Pflegekurse werden meist direkt von der Kranken- oder Pflegekasse übernommen oder können nach Vorlage des Zahlbeleges erstattet werden.

      Pflegegrad 4 beantragen

      Der Antrag auf die Einstufung in den Pflegegrad 4 ist an die Pflegekasse zu stellen. Antragsteller kann je nach vorliegender Situation der Pflegebedürftige selbst oder eine bevollmächtigte Pflegeperson sein. Lesen Sie mehr über die Antragstellung in unserem Beitrag zur Pflegegrad-Einstufung oder direkt auf der Webseite der zuständigen Pflegekasse, die Ihnen alle wichtigen Aspekte rund um die Antragstellung erläutert.

      Wie & Wo beantrage ich zusätzliche Geldleistungen bei Pflegegrad 4?

      Durch die Zuteilung auf den Pflegegrad 4 haben Sie Anspruch auf diverse Leistungen. Um diese Leistungen jedoch in Anspruch nehmen zu können, müssen sie direkt bei der Pflegekasse beantragt werden. Die Leistungen werden nicht automatisch ausgezahlt, sondern müssen über die Antragstellung angefordert werden.

      Vielfältige Leistungen zur Verbesserung des Alltags bei Pflegegrad 4

      Die vielfältigen Leistungsansprüche bei Pflegegrad 4 unterstützen die bestmögliche Förderung des Lebensalltages von pflegebedürftigen Menschen mit schweren Beeinträchtigungen in der Selbständigkeit. Informieren Sie sich daher über die individuellen Geld- und Sachleistungen, die Sie für Ihre Pflege oder als pflegende Angehörige für die Alltagsbewältigung Ihrer Lieben erhalten können.

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      Pflege Widerstand bei Personen mit Demenz

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      Wissenswertes und Tipps zur Pflege bei Demenz

      Demenz ist eine tückische Erkrankung, die sich schleichend in den Alltag von Betroffenen zeigt. Verunsicherung und Irritation sind die Folge, die sich nicht selten auch durch eine Abwehr gegen Pflege und Hilfestellung verwandelt. Erfahren Sie in unserem Beitrag Wissenswertes und Tipps zur Pflege bei Demenz und damit verbundenem Pflegewiderstand dementer Menschen.

      Warum leisten Demente Widerstand bei der Pflege?

      Aggressionen und bösartige Verhaltensweisen zählen zu den oft missverstandenen Verhaltensmuster der Demenzerkrankung. Rund die Hälfte der Dementen zeigen temporär oder permanent Aggressionen, die sich als verbale und körperliche Gewalt auf Gegenständen, Umfelder und Personen, mitunter auch gegen sich selbst richten. Ablehnendes Verhalten, Wutausbrüche und mangelnde Impulskontrolle gehen bei Demenz mit Orientierungsproblemen, körperlicher Unruhe, Vergesslichkeit und Frustration einher. In der Folge kann auch der Ausbruch von Frustration, Angst und Unsicherheit nicht mehr kontrolliert werden. Die Impulskontrolle ist herabgesetzt oder völlig außer Kraft. Der Demente zeigt aggressive Verhaltensmuster, Abwehrhaltung und Altersstarrsinn.

      Wie geht die Pflege mit Widerstand von Demenzkranken um?

      Zu den wichtigsten Aspekten im Umgang mit aggressiven Demenzkranken zählt die eigene Ruhe, Geduld und die Fähigkeit, die Angriffe des Betroffenen nicht persönlich zu nehmen. Gleichbleibende Routinen, eine ruhige Atmosphäre und die individuellen Schlüssel, zum an Demenz Erkrankten durchzudringen, sind eine große Herausforderung. 

      Einfühlungsvermögen für die Situation des Erkrankten und Ruhe zu bewahren sind für pflegende Angehörige und professionelles Pflegepersonal nicht immer einfach. Bewährte Strategien können von heute auf morgen unbrauchbar sein und neue Wege erforderlich machen, weshalb auch Flexibilität im Umgang mit Demenzerkrankten wichtig ist. 

      Welches Verhalten ist wichtig im Umgang mit Demenzkranken?

      Das richtige Verhalten im Umgang mit Demenzerkrankten hängt von der Ursache der Aggression ab. Verwirrung und Frustration als Auslöser können mit Routinen und klaren, gleichbleibenden Abläufen oft gemildert werden. Körperliche Beschwerden lassen sich oft durch ein gutes Schmerzmanagement reduzieren, wodurch auch die Gefühle von Hilflosigkeit und Frustration beim pflegebedürftigen Menschen mit Demenz gemildert werden. Einfühlungsvermögen und ruhige, klare Kommunikation (beispielsweise kurze Sätze) sind gute Wege, um Überforderung abzubauen. Vermitteln Sie Verständnis für die Situation. Bei sexueller Enthemmung, körperlicher Aggression gegen Menschen und Gegenstände sowie bei Zerstörungswut sollten Sie professionelle Unterstützung suchen. Auch Pflegekurse mit Spezialisierung auf die Pflege von an Demenz erkrankten Angehörigen können wertvolle Tipps und Strategien für ein individuelles Notfallmanagement liefern.

      Was sollte man bei Dementen vermeiden?

      Entsprechend den individuellen Ursachen als Auslöser für aggressive Verhaltensmuster ist die Vermeidung von Verstärkern wichtig, um einen guten Umgang mit Demenzerkrankten zu ermöglichen. So sollten Störungen der Routinen als Stressauslöser ebenso vermieden werden wie die Überforderung, die mitunter bereits durch viele Personen, laute Geräusche oder parallele Interaktionen entstehen können. 

      Vor allem ist es jedoch wichtig, selbst die Ruhe zu bewahren und geduldig zu bleiben, um eine Verschärfung der Pflegeprobleme zu verhindern. Vermeiden Sie, selbst laut und energisch zu werden oder sich reizen zu lassen. Verlassen Sie nötigenfalls kurz den Raum, nachdem Sie die Person bestmöglich vor Selbstverletzung geschützt haben. Sorgen Sie für ausreichenden Ausgleich für Ihre eigene Person, um mit den Belastungen der Pflege von Angehörigen mit Demenz zurecht zu kommen. Lassen Sie sich von professionellen Pflegekräften unterstützen und versuchen Sie stets, Ihre eigenen Leistungsgrenzen im Blick zu behalten.

      Problem & Umgang mit Körperpflege bei Demenzkranken

      Eine besondere Herausforderung in der Pflege von Angehörigen mit Demenz entsteht, wenn der Widerstand gegen die Pflege dem körperlichen Pflegebedarf gegenübersteht. Die pflegerische Handlung sollte bei Widerstand des Dementen unterbrochen werden. Vertraute Personen und bevorzugte Gegenstände der Körperpflege (beispielsweise angenehme Düfte im Duschgel) können den Widerstand gegen die Pflege reduzieren helfen. Bemühen Sie sich, Ursachen zu erkennen und zu lösen. So kann ein harter Waschlappen als unangenehm empfunden werden, während der Austausch gegen ein besonders weiches Exemplar das Pflegeproblem eventuell schon löst. Testen Sie Alternativen, die dem an Demenz erkrankten Menschen zu früheren Zeiten gut gefallen haben und positive Erinnerungen belebt. Oft sind schon kleine Schritte hilfreich, um eine Verbesserung bei den Aggressionen und dem Widerstand gegen die Körperpflege hervorzurufen. 

      Zwang sollte in der Körperpflege bei Widerstand stets vermieden werden. Verinnerlichtes Schamgefühl und Frustration über den Verlust der eigenen Fähigkeiten machen die körperliche Pflege auch für den Erkrankten zu einer großen Herausforderung. Zwang ist für Menschen mit Demenz immer irritierend und kann als Trigger die Aggression verstärken. Halten Sie bei Wutausbrüchen den nötigen Abstand, achten Sie auf eine Vermeidung von Selbst- und Fremdgefährdung und nutzen Sie erlernbare Strategien aus Pflegekursen mit einer Spezialisierung auf Demenzerkrankte für die Deeskalation. 

      Wie kann man Demenzkranke beruhigen?

      Ruhe und Verständnis für den Betroffenen und möglichst ein entspannter Umgang in ruhiger  Atmosphäre sind auch bei der Körperpflege wichtige Pfeiler, um die notwendigen Schritte bei zu Aggression neigenden Dementen zu erfüllen. Nutzen Sie ruhige Kommunikation mit Erklärungen, gewohnte, gleichbleibende Abläufe und binden Sie, sofern möglich, die Wünsche und Fähigkeiten der dementen Person in die Körperpflege ein. Keinesfalls sollten Sie die Körperpflege gegen den Willen des Patienten vornehmen, da die Grenze zur Gewalt fließend ist. Auch kann die Körperpflege gegen den Willen des Patienten als Nötigung oder gar Körperverletzung ausgelegt werden, die als Strafbestand rechtswidrig ist.

      Medikamente nur unter ärztlicher Begleitung

      Da Demenz eine komplexe Erkrankung im Gehirn ist, sollte eine Medikation mit beruhigenden und entspannenden Präparaten nur unter ärztlicher Begleitung erfolgen. Sprechen Sie hierzu mit dem behandelnden Arzt, wenn alle Strategien ohne Erfolg bleiben und eine Medikation als letzte Option helfen könnte. 

      Welche Maßnahmen kann/muss man ergreifen, wenn Familienangehörige langfristig Widerstand gegen die Pflege leisten?

      Wenn Sie als pflegende Angehörige von Demenzerkrankten erstmalig auf Widerstand gegen die Pflege stoßen, sollten Sie zunächst Ruhe bewahren und die Dringlichkeit hinterfragen. Muss der Angehörige bei Abwehr gegen das Duschen täglich geduscht werden? Ist ein Bad eventuell angenehmer und eine Alternative? Können Sie die Routinen der Pflege angenehmer, lustiger oder entspannter gestalten? Holen Sie sich professionelle Unterstützung und sorgen Sie für vertraute Atmosphäre und Elemente, die Sie in die Abläufe einbinden, um durch erhöhtes Wohlbefinden die Aggression und Abwehrhaltung zu minimieren. 

      Die fachkundige Unterstützung sollten Sie auch in Anspruch nehmen, wenn es sich um unvermeidbare Abläufe handelt, gegen die der Demente Widerstand und Aggression ausübt. Dies gilt beispielsweise bei der Wundversorgung und bei der langfristigen Abwehrhaltung, die mit Pflegeexperten besprochen werden sollte. Sind alle Optionen ausgeschöpft, bleibt pflegenden Angehörigen nur der Schritt zur Zwangseinweisung, die aufgrund dem damit verbundenen tiefen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Gesetzeslage unterliegt.

      Gesetzeslage: Wenn demente Familienangehörige Widerstand gegen die Pflege leisten

      Bleibt trotz aller Strategien und Vorsichtsmaßnahmen der Widerstand gegen die Pflege erhalten, ist die letztmögliche Option die Zwangseinweisung. Das bedeutet, dass die Unterbringung des Dementen mit aggressiven Verhaltensmustern zum Selbst- und Fremdschutz in eine geeignete Einrichtung erfolgt. Da es sich nach Paragraf 1831 BGB um eine freiheitsentziehende Maßnahme handelt, müssen gesetzliche Vorgaben und Voraussetzungen erfüllt sein. So ist es Aufgabe einer zum offiziellen Betreuer bestimmten Person, die Zwangseinweisung zu beantragen, bevor das Betreuungsgericht eine nötige Zwangseinweisung in die Wege leiten kann. Informieren Sie sich hierzu am besten mit einem Fachanwalt für Sozialrecht, sofern die Betreuung des Dementen noch nicht über eine Vorsorgevollmacht oder das Sozialgericht festgelegt wurde.